Ein Frühlingswind...
Liebe Leser dieser Zeilen,
seit meinem letzten Eintrag sind einige Wochen ins Land
gegangen.
Es ist Ende März und ein Frühlingswind… flüstert mir zu: Das Gartenjahr hat begonnen!
Ein Frühlingswind
Mit diesem Wind kommt Schicksal; lass,
o lasses kommen, all das Drängende und Blinde,
vor dem wir glühen werden –: alles das.
(Sei still und rühr dich nicht, dass es uns finde.)
O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.
Von irgendwo bringt dieser neue Wind,
schwankend vom Tragen namenloser Dinge,
über das Meer her was wir sind.
.... Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.
(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)
Aber mit diesem Wind geht immer wieder
das Schicksal riesig über uns hinaus.
Rainer Maria Rilke
„Wären wirs doch. So wären wir zuhaus…“
Ein Ort des zuhause Seins ist der Garten, die Natur und Landschaft rund um den Zauberberg. Es tut gut, besonders in diesem Frühjahr,- die Hände wieder in der Erde zu versenken, das alte Laub aus den Beeten zu zupfen und das Efeu zu schneiden bevor die Vögel ihre Nester darin bauen.
In der Erde und Pflanzenwelt verändert sich nicht so viel und das ist ungeheuer beruhigend.
In diesem Jahr möchte ich mich wieder mehr auf den alten Bauerngarten konzentrieren. Gestern kam das Päckchen mit den verschiedenen Saatkartoffeln,- eine „Goldmarie“ und „Higland Burgundy“ und einer Auswahl von Steckzwiebeln an. Dazu noch die Gemüsesamen, Salatrauke, Knoblauchrauke und Cili JalapenoM, Mangold, Spinat, Möhren, Zuckererbsen, Buschbohnen und Hokkaido Kürbis. Kräutersamen wie Bohnenkraut und Petersilie habe ich noch vom letzen Jahr. Ich zelebriere diese Vorbereitung auf die Saat, mag den Geruch der Zwiebelchen und das zarte Rasseln der Samentütchen. Es ist kaum vorstellbar was aus den winzigsten Körnen wachsen kann: Königskerzen oder Muskatellersalbei (Wer möchte gerne ein Pflänzchen davon haben?)
Natürlich konnte ich nicht widerstehen und bestellte auch noch Bartnelken in einem dunklen lila mit weißen Schattierungen, eine Tüte weiß blühende Ringelblume, ein Tütchen Stockrosen in dunkelrosa und natürlich Zinnien die sich auf dem Bildchen der Tüte in unbeschreiblichem altrosa mit tief dunkel roter Mitte zeigen. Dazu noch die weißen Cosmea welche das Staudenbeet rund um das „Schachbrett“ bis tief in die Sommernächte hinein erstrahlen lassen. (davon hab ich aus Versehen zwei Tütchen zuviel bestellt…wer die Tütchen haben möchte…) Ach, ja und Fingerhut in weiß um die schattigen Ecken bei den Eiben aus zu leuchten.
Seit ich mich von fast allen Buchsbäumen verabschiedet habe ist der Platz frei für diese Farben Vielfalt der Einjährigen. Das ist eine erneute Erfahrung, denn früher zu Beginn meiner Gartenleidenschaft( wann war das denn noch mal? vor tausend Jahren?) mochte ich die „Einjährigen und „Zweijährigen“ sehr gerne und hatte immer ein Sträußchen Bartnelken oder Goldlack, Vergissmeinnicht und die duftenden Reseden am Rand der Beete und die frechen Ringelblumen mittendrin.
Bevor ich die Beete vorbereite (Gartenkalk habe ich schon vor ein
paar Wochen ausgebracht…) möchte ich zuerst einmal Hopfen sprossen ernten!
Dieser Hopfen ist eine famose Pflanze. Jetzt, im zeitigen Frühjahr ernte ich
die ersten Sprossen, sie sind dünner als
der begehrte Spargel. Die Zubereitung ist einfach,- in ein wenig Butter
braten oder auch in ein wenig Gemüsebrühe sieden für eine Quiche. Danach - es
sollten noch so etwa 10-15 Sprossen wachsen dürfen erklimmt der Hopfen die
Pergola. Im Herbst reifen die Hopfenzapfen. Deren Verwendung ist ebenso
vielfältig wie die der Sprossen in der Küche.
Die Stauden und Kräuter üben sich in Zurückhaltung denn in den
vergangenen Nächten war recht kalt. Die Süßdolde ist zuversichtlich und
natürlich auch die robusten Akeleien, der Schnittlauch wächst munter und der
Bärlauch ebenso.
(man sollte diesen Lauch „einsperren“ sonst zieht er durch den
Garten wie ein Eroberer)
Vorhin war ich auf dem Zauberberg, lief durch den Wald und besuchte
wie jedes Jahr seit Jahren, - eine besondere Wiese, die Schlüsselblumenwiese!
Doch die Himmelsschlüssel schmiegen sich noch eng ins Gras und
warten einfach auf Wärme und Sonne genau so wie meine Gartenstauden und
Küchenkräuter.
Dann lief ich zu einem
blauen Himmelsauge welches mich an einen See im Engadin erinnert.
Abendgedanken:
Gegenwärtig leben wir alle in einer bizarren, surreal anmutenden
Zeit. Es ist ein „Zuhause bleiben“ angesagt, ein Rückzug in die Familie, zu
Freunden.
Für viel ist dies ein außer gewöhnliche Situation eine neue
Erfahrung.
Nicht überall hin fahren zu können, schon gar nicht in ferne
Länder zu fliegen.
Nicht auf Partys zu gehen, zu Konzerten oder ins Kino. Nicht auf
den Sportplatz, nicht in die Schule, in die Uni. Zuhause arbeiten… Heimarbeit
ist angesagt.
All das sind neue Erfahrungen!
Ich denke die allermeisten Menschen erleben diese Zeit, nicht nur
wegen der gesundheitlichen Risiken und Bedrohung, sonder auch wegen dieser
ganzen Einschränkungen als schrecklich, als beängstigend, als
„Freiheitsberaubung“ als ungeheuren Verzicht.
Vielleicht, das ist mein Wunsch, wird sich diese Bedrohung bald
auflösen. Und vielleicht wird nach dieser weltweiten Krise alles anders sein. Vielleicht
aber auch wird dieses „anders sein“ auch eine gute Seite haben. In dieser Krise
steckt vielleicht ein „Kern aus der Erde“ der uns sagen möchte: Wir brauchen
nicht wirklich so viel zum guten Leben. Wir brauchen vielleicht mehr Zeit um zu
leben, dagegen weniger Zeit um zu arbeiten. Wir brauchen weniger Dinge, weniger
Konsum, weniger Herumreisen. Wir brauchen die Dinge die wesentlich sind. Wasser
Luft, Erde Feuer, Zeit um in den Wald zu gehen, einen Garten zu pflegen, Musik
zu machen Bilder zu malen. Wir brauchen Zeit um mit unseren Kindern zusammen zu
sein, - sie können im Wald und im Garten mehr lernen als in der Schule. Wir
brauchen die liebevolle Nähe eines Menschen Natürlich brauchen wir ein Dach über dem Kopf,
einen warmen Ofen im Winter, so viel Geld um die wichtigen Lebens Mittel zu
kaufen und alle paar Jahre eine warme Jacke!
Verzicht kann manchmal ein Gewinn sein!
Gestern sagte mein jüngere Sohn: „Es ist eine Chance für die Leute aus dieser Krise
etwas Gutes zu generieren. Die neue Erfahrung der Entschleunigung!
Rückbesinnung auf das Wesentliche“
Der Aussage konnte ich nur zu stimmen!
Wunderschön und vollkommen überraschend für mich, in dieser
bizarren Zeit, - waren auch Emails und ein völlig unerwartetes Telefonat von Menschen
die mir einmal nahe standen. Darin immer die gleich die Frage: Wie geht es dir?
Bist du gesund und munter. Erzähl! Und ich erzählte…
Was sind 2 oder 4 Jahre, was sind 8 Jahre oder 10 Jahre? Wie lange
dauert eine Nähe obwohl sie weit weg ist? Ein paar Worte am Telefon, ein paar
Zeilen in einer Email und die ganzen Jahre sind Vergangenheit und die Gegenwart
ist nahe.
Ich bin froh, dass ich alle beisammen habe, Menschen die mich im
meinem Leben mal begleitet haben und
noch begleiten.
Niemand verloren? Alle, bis auf einen Wehmutstropfen. Das
Wesentliche bleibt, sage ich mir! Oder vielleicht ja doch nicht!
Nun sitze ich hier und lese noch mal das Rilke Gedicht.
„Mit diesem Wind kommt Schicksal; Lass o lass es kommen…“
Herzliche Grüße aus einem 1. April…
Bleibt gesund und munter… und vergesst nicht eure Hände auf die
Erde zu legen
bis bald... Versprochen!
Margit
Margit
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