04 April 2009

Rostentferner...

Nachdem ich die ersten warmen Frühlingstage, mit sozusagen „angezogener Handbremse“, genüsslich beim Sonnen baden verbracht habe, verlebte ich heute meinen aller ersten, vollkommen harmonisierenden, lang ersehnten Gartenarbeitstag.
Das ist etwas außergewöhnlich für mich, denn in den vergangenen Jahren zog ich trotz Kälte und Nässe meine dickste Jacke an und kniete voller Ungeduld, manchmal auch geradezu verzweifelt wegen des langen Winters, im feuchten Laub und grub nach den ersten Sprossen.
In diesem Frühling zog ich es vor mehr Geduld walten zu lassen, was aber, und das wird auch der wahre Grund sein, bei den frostigen Märznächten, dem späten Schneefall und der Tageskälte gar nicht so schwer fiel.
Aber heute morgen, endlich spürte ich ein ungeheures Verlangen die grauen Winterdecken aus Blättern und Ästen wegzuräumen, das viele Moos aus den Rasenflächen zu entfernen, und die vergilbten Stängel der Herbststauden abzuschneiden. Es überkam mich eine unbändige Lust das Kräuterbeet zu harken und wieder einmal ernste Worte mit meinem ausschweifenden Efeu zu führen. Mit der Gartenschere natürlich! Gleich nach dem Frühstück um halb acht, ging ich ungebremst ans Werk.
Ich freute mich riesig über die zögerlich austreibenden Triebspitzen der Iris, die ich sehr liebe, und konnte die Nase gar nicht voll genug kriegen von dem würzig herben Duft der Storchschnabelblätter der auf mich wie eine anregende Droge wirkt. Auf diese Weise angetörnt holte ich den großen Heurechen und etwas später war auch die Wiese vom Laube befreit... Im Bauerngarten säbelte ich die störrischen Herbstasterstängel ab und bemerkte dabei, dass die ersten Wundblasen auf meinen Handflächen aufscheuerten. So ist`s recht, dachte ich, das war immer so und stürzte mich neben den Rhabarber auf die Sandsteinplatten um die kräftig roten Blattkugeln des köstlichen Gemüses von alten vermodernden Blattresten zu befreien. Dann habe ich die es ellenlangen Triebe des wilden Wein eingekürzt, denn sie beanspruchten letzten Sommer fast das halbe Wiesenrund um die alte Bauernzwetschge. So um zwölfe kniete ich vor dem Frauenmantel, dessen hellgrüne Blättchen noch zusammen gefaltet auf „Befreiung“ warteten. Diese ging langsam voran, weil die Alchemilla kaum zu bändigen ist, ähnlich wie der ebenso wilde Majoran, der überall wächst wo er nur genug Sonne abbekommt.
Zu Mittag schnell ein Käsebrot mit Radieschen und gleich weiter um das Samenkörbchen nach eben diesen Radieschensamen zu durchsuchen. Aber gemach, Margit, halte an dir, zum Säen ist es noch zu früh!
Als ich meine kleine Harke suchte, die irgendwo abgeblieben sein musste, lief ich durch den Garten und bemerkte, dass ich wieder einmal mindestens „drei Fronten“ eröffnet habe, so würden jedenfalls meine Söhne sagen während sie mir kopfschüttelnd zusehen....
Also weiter im Gartentakt. Am hinteren Zaun entdeckte ich die Steppenkerzen, die ich in den letzen zwei Jahren sorgfältig in Stein-Sand gute Erde eingebettet habe. Die seesternartigen Zwiebeln mögen keine Staunässe, und ich mag diese imposanten Hochsommerstauden sehr gerne.
Unter der fürchterlichen Haselnuss, fürchterlich, weil sie Unmengen an Laub um sich herum verteilt, machte ich das Beet frei davon um baldigst den so hartnäckig nachwachsenden Türkenmohn von den Buchsparterrebeeten hier her zu verpflanzen.
An der nordseitigen Grenze leuchtete die Eibenhecke kräftig grün, so als wollte sie mich rufen. Natürlich verstand ich gleich was sie meinte und harkte die feuchte, winterharte Erde locker, während sie mich streifte und meine Arme erröten ließ. Sie weiß ja nicht, dass ich auf ihre Zärtlichkeit so verschämt reagiere.
Anschließend sah ich den alten Steingut-Sautrog in dem noch die Reste der Kapuzinerkresse weilten, bis ich sie ausrupfte um Platz für die niedlichen Hornveilchen zu bekommen.

Als das Telefon klingelte sah ich auf die Uhr: 16.50 Uhr!
Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, spüre zwar meine Hände etwas brennen, sehr wahrscheinlich aber vor Gartenlust, schüttelte vorsichtshalber meine Beine aus wie damals im (doofen!) Schulsport und hörte auf meinen Rücken, der mir zuflüsterte: Rost entfernt. Du kannst weiter machen!
Diesem unersättlichen Begehren werde ich aber bis morgen Stand halten denn ich dachte vorhin an mein Gartentagebuch, und die Tatsache, dass ich den ersten „Rostentferner-Gartentag“ mit ein paar Zeilen fest halten sollte, was ich in diesem Moment auch relativ ausführlich tue.

Gleich nach dem ich hier fertig bin werde ich noch mal durch den befriedeten Garten laufen, dem geschäftigen Vogelgezwitscher lauschen, und mit stolzer Freude die Arbeiten des Tages zu betrachten.

Liebe Grüße
a presto
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