24 November 2006

Marathonlauf mal anders...

So langsam geht der Herbst in den Winter über. Dieses Empfinden hatte ich am Nachmittag als ich in den Wald wanderte um Tannenzapfen, samtweiches dunkelgrünes Moos und buntes Herbstlaub zu finden. Es war nass, kalt und ein wenig düster trüb und schon konnte man die Dunkelheit ahnen, die für diesen Monat so bezeichnend ist.
Ich spürte die Kälte die plötzlich in der Luft lag und ich rannte zuerst ganz schnell um zurück an den warmen Ofen zu kommen. Dann wurden meine Schritte wieder langsamer als ich spürte wie die Bewegung mich wärmte.
Die Kälte hatte verloren die frische feuchte Luft duftete erdig dunkel,köstlich und belebend.

Jetzt habe ich meine Schreibarbeiten hier am PC wieder aufgenommen, denn die nächste Woche verspricht zu einem Marathonlauf der Vorbereitungsarbeiten zu werden.
Das neue Update muss formuliert werden, die vielen Ideen für Dekoration in Haus und Garten. Dann die Rezepte, die mich schon beim Gedanken daran etwas schwindelig machen, denn es schmeckt im süßen Rezeptteil nach Schokolade, heißer Schokolade, es richt nach unwiderstehlichen Plätzchen und Kuchengenüsse, es wartet Orangenwein um die Tafel zu eröffnen. Dann denke ich an ein Menü für besondere Stunden zu zweit…
Wer meine „Seiten“ etwas kennt der weiß auch, dass ich das Weihnachtsfest mit Kindheitserinnerungen verbinde, mit Geschichten und mit einem Adventskalender für das Jahr 2006…also muss ich viele, viele Fotos machen, die natürlich voraussetzen, dass die Motive dafür auch schon gestaltete sind…. Meine gesammelten Waldschätze warten im Gartenhäuschen auf rührige Hände.

Dann freue ich mich sehr auf Geburtstage… Ende der kommenden Woche hat mein „kleiner“ Sohn Geburtstag. Eine liebe Bekannte, die aus Namibia stammt hat mir sehr ernsthaft versichert: „Mit 14 ist man in Afrika ein Mann“
Ich muss in mir lächeln wenn ich daran denke, weil ich ja selbst ganz sicher bin auch bei diesem Sohn wird es mir nun zu diesem Geburtstag, der eine Schwelle zum Erwachsenwerden ist, gelingen loszulassen um auf das zu Vertrauen was so fruchtbar gewachsen ist. Also der letzte ( Kinder…) Geburtstag mit Spagetti und Tomatensoße…

Aber morgen ist vorerst mal Wochenende in das ich mich nach diesem Tagebucheintrag und noch ein paar Zeilen Update, fallen lasse wie in ein kuscheliges Federbett um Kraft und Inspiration für die voll angefüllte kommende Woche zu schöpfen auf die ich mich schon ganz arg freue…
Ich wünsche ihnen ein heimeliges, ein ofenwarmes und erfülltes Wochenende
A presto
m
a p
m

21 November 2006

Der Wanderer und sein Schatten.

Der Schatten: Da ich dich so lange nicht reden hörte, so möchte ich dir eine Gelegenheit geben.
Der Wanderer: Es redet: - wo? und wer? Fast ist es mir, als hörte ich mich selber reden, nur mit noch schwächerer Stimme als die meine ist.
Der Schatten (nach einer Weile): Freut es dich nicht, Gelegenheit zum Reden zu haben?
Der Wanderer: Bei Gott und allen Dingen, an die ich nicht glaube, mein Schatten redet; ich höre es, aber glaube es nicht.
Der Schatten: Nehmen wir es hin und denken wir nicht weiter darüber nach, in einer Stunde ist alles vorbei.
Der Wanderer: Ganz so dachte ich, als ich in einem Walde bei Pisa erst zwei und dann fünf Kamele sah.
Der Schatten: Es ist gut, daß wir beide auf gleiche Weise nachsichtig gegen uns sind, wenn einmal unsere Vernunft stille steht: so werden wir uns auch im Gespräche nicht ärgerlich werden und nicht gleich dem andern Daumenschrauben anlegen, falls sein Wort uns einmal unverständlich klingt. Weiß man gerade nicht zu antworten, so genügt es schon, etwas zu sagen: das ist die billige Bedingung, unter der ich mich mit jemandem unterrede. Bei einem längeren Gespräche wird auch der Weiseste einmal zum Narren Und dreimal zum Tropf.
Der Wanderer: Deine Genügsamkeit ist nicht schmeichelhaft für den, welchem du sie eingestehst.
Der Schatten: Soll ich denn schmeicheln?
Der Wanderer: Ich dachte, der menschliche Schatten sei seine Eitelkeit; diese aber würde nie fragen: "soll ich denn schmeicheln?"
Der Schatten: Die menschliche Eitelkeit, soweit ich sie kenne, fragt auch nicht an, wie ich schon zweimal tat, ob sie reden dürfe: sie redet immer.
Der Wanderer: Ich merke erst, wie unartig ich gegen dich bin, mein geliebter Schatten: ich habe noch mit keinem Worte gesagt, wie sehr ich mich freue, dich zu hören und nicht bloß zu sehen. Du wirst es wissen, ich liebe den Schatten, wie ich das Licht liebe. Damit es Schönheit des Gesichts, Deutlichkeit der Rede, Güte und Festigkeit des Charakters gebe, ist der Schatten so nötig wie das Licht. Es sind nicht Gegner: sie halten sich vielmehr liebevoll an den Händen, und wenn das Licht verschwindet, schlüpft ihm der Schatten nach.
Der Schatten: Und ich hasse dasselbe, was du hassest, die Nacht; ich liebe die Menschen, weil sie Lichtjünger sind und freue mich des Leuchtens, das in ihrem Auge ist, wenn sie erkennen und entdecken, die unermüdlichen Erkenner und Entdecker. Jener Schatten, welchen alle Dinge zeigen, wenn der Sonnenschein der Erkenntnis auf sie fällt, - jener Schatten bin ich auch.
Der Wanderer: Ich glaube dich zu verstehen, ob du dich gleich etwas schattenhaft ausgedrückt hast. Aber du hattest recht: gute Freunde geben einander hier und da ein dunkles Wort als Zeichen des Einverständnisses, welches für jeden dritten ein Rätsel sein soll. Und wir sind gute Freunde. Deshalb genug des Vorredens! Ein paar hundert Fragen drücken auf meine Seele, und die Zeit, da du auf sie antworten kannst, ist vielleicht nur kurz. Sehen wir zu, worüber wir in aller Eile und Friedfertigkeit miteinander zusammenkommen.
Der Schatten: Aber die Schatten sind schüchterner als die Menschen: du wirst niemandem mitteilen, wie wir zusammen gesprochen haben!
Der Wanderer: Wie wir zusammen gesprochen haben? Der Himmel behüte mich vor langgesponnenen, schriftlichen Gesprächen! Wenn Plato weniger Lust am Spinnen gehabt hätte, würden seine Leser mehr Lust an Plato haben. Ein Gespräch, das in der Wirklichkeit ergötzt, ist, in Schrift verwandelt und gelesen, ein Gemälde mit lauter falschen Perspektiven: Alles ist zu lang oder zu kurz. - Doch werde ich vielleicht mitteilen dürfen, worüber wir übereingekommen sind?
Der Schatten: Damit bin ich zufrieden; denn alle werden darin nur deine Ansichten wiedererkennen: des Schattens wird niemand gedenken.
Der Wanderer: Vielleicht irrst du, Freund! Bis jetzt hat man in meinen Ansichten mehr den Schatten wahrgenommen als mich.
Der Schatten: Mehr den Schatten als das Licht? Ist es möglich?
Der Wanderer: Sei ernsthaft, lieber Narr! Gleich meine erste Frage verlangt Ernst. -
Friedrich Nietzsche


Draußen ist es heute ungemütlich und nasskalt, der Wind rüttelt am Dach und der Ofen kullert leise. Zeit um sich alt bekannte Bücher erneut zum Freund zu machen.
Nietzsche ist für mich ganz besonders in einem kleinen Ort im Engadin lebendig an den ich heute sehr oft dachte.
Der Wanderer und sein Schatten...
... wenn das Licht verschwindet schlüpft ihm der Schatten nach..
Licht und Schatten-Gruß
a presto
m
a p
m

19 November 2006

Zuckerwatte... Zauberwolle...?




Ich mag das Geheimnissvolle... Dinge die sich erst beim genauen Hinsehen oder beim Einspüren für Augen und Seele erschließen.
Vor ein paar Tagen fand ich noch unter sonnigerem Novemberhimmel dieses Bild:

Was ist das? Wer`s zu wissen glaubt mag es mir schreiben...
ein verzauberter, lieber Regennachmittagsgruß
a presto
m
a p
m

16 November 2006

Frühling im November!


So ganz weiß ich nicht was ich von dem Wetter halten soll.
Auf der einen Seite mag ich ja mit meiner immer südlicher anmutenden Lebenseinstellung die Wärme sehr. Auf der anderen Seite weiß ich jedoch, dass ich im Moment jedenfalls, noch hier am Katzenbuckel bin und nicht im Tessin.
Meine Gartenbewohner wissen, glaub ich, auch nicht so recht was sie von diesen warmen Novembertagen halten sollen.
Über die Mittagszeit war ich einige Stunden im offenen Gartenhäuschen gesessen und habe die Fliegen beobachtet die ihre zu Ende gehende Lebenszeit mit einem Licht durchwobenen Tanz unter blauem Himmel feierten. Dabei trank ich einen Tee und schaute ins Gästebuch des Garten für Elise das ich mir als Lektüre mitgebracht hatte. Ich erinnerte mich an meine vielen Gartengäste der vergangenen Jahre. Dann dachte ich darüber nach welchen meiner Träume ich im nächsten Frühling am liebsten verwirklichen würde.
Eine Stunde des Zeit-Vergessens.
Als ich die Sonne nach Westen wandern sah, setzte ich meinen Gartenspaziergang fort. Dabei entdeckte ich die Gänseblümchen und die der rosa Malven… Aber nicht genug des Blühens, nein der Borretsch hebt zu neuen Taten, an und sieht so aus als ob er nicht wüsste, dass es bald doch noch kälter werden kann…ich habe es ihm aber zugeflüstert.
Dann schlenderte ich weiter, jeden wärmenden Sonnenstrahl genießend. Ein unwirkliches Blau scheint durch die Efeuwand und lockte mich an. Aconitum, schön und genau so gefährlich…
Dann besuche ich den sterbenden Birnbaum um in seiner alte Wunde nachzuschauen ob das kunstvolle Hornissennest noch da ist. Die Waben finde ich aufgebrochen und das Nest verlassen, die Insekten lassen sich in ihrem Lebenszyklus offensichtlich nicht durch die warmen Novembertage beeinflussen.
Während ich am Fenster sitze und dies schreibe, schaue ich dem vergehenden Tag zu, den Schattenspielen um die alten Bäume und sende meinen Gruß hin zu der mir sehr lieben alten Dorflinde die eine erhabene Ruhe ausstrahlt über allem Anderen.
Eine köstliche Stille, eine Zufriedenheit liegt über dieser Landschaft die in der hereinbrechenden Dämmerung ihre klaren Konturen zeigt.

Dunkelrot glühender Feuerabendgruß
a presto
m
a p
m

08 November 2006

Lesen und die Zeit anhalten…

Bücher sind meine treuesten Begleiter in allen Lebenslagen.
Oft schon habe ich in Briefen oder in ausdauernden Gesprächen über die „Zeit“ philosophiert. Über eine Vergangenheit die nicht existiert, weil sie eben vergangen ist, über die Zukunft die ebenso nicht existiert weil sie ja noch nicht eingetroffen ist, und eine Gegenwart die auch nicht existiert weil sie auf der Stelle zur Vergangenheit wird…
Hier spricht Hector, der die Zeit entdecken möchte.
Wer schon die anderen beiden Bücher von Francois Lelord kennt, der weiß welch besonderes Lesevergnügen ihn da erwartet.
( „Hector auf der Suche nach dem Glück“.. und „Hector und die Geheimnisse der Liebe“…)

seit gestern begleitet mich „Hector und die Entdeckung der Zeit“
Es ist nicht nur voller Humor, witzig und mit einer gewissen Leichtigkeit geschrieben, sondern es birgt auch sehr viel Nachdenkenswertes, eine Philosophie über die Zeit. Einfach Zeit haben zu lesen, denn das Lesen hält die Zeit an…und relativiert Vieles was vielleicht gar nicht so wesentlich ist im Leben…
Francois Lelord
Hector und die Entdeckung der Zeit
Erschienen bei Piper


a presto
m
a p
m

Betrachtungen…und Lebenszeiten..

Es gab Jahre da „graute“ es mir im wahrsten Sinn des Wortes vor dem Monat November weil mir da die Sonne am meisten fehlte und weil mich dieser Monat mit Regen und Nebel mit der früh hereinbrechenden Dunkelheit oft eine sehr dünne Haut bescherte die melancholisch machte.
Mittlerweile überwiegt jedoch die Freude auf die stille Zeit die leise Melancholie birgt gleichzeitig auch eine reife Gelassenheit die den November diesen Jahres mit seiner Melodie begleitet. Die Sonne fehlt mir natürlich immer, das ist das Feuer meiner Geburtsstunde, die sehr heiß gewesen sein soll und die einfach die Temperatur des Lebens mitbestimmt.
Aber gestern dachte ich aus verschiedenen Gründen oft an Carel Capeks Worte zum November... "Wir müssen Geduld haben mit dem Leben denn es ist ewig"
Ja, das ist in mir zur Gewissheit geworden, und wer daran zweifelt der sollte schnell in den Garten laufen und im Staudenbeet ein wenig in der Erde graben.

Am gestrigen Morgen bummelte ich durch mein Städtchen nicht ohne das eine… und das andere zu entdecken.

Hier neben mir sitzt ein kleines Engelchen. Es ist weiß gekleidet und hat ein liebes Gesichtchen. Ein Schlüsselanhänger (eigentlich nicht für mich, da mir seit einiger Zeit ein so genannter „Schnarchbär“ meine Schlüssel verwahrt und mir dabei oft schon seine Streiche gespielt hat.
Nun ich dachte beim Anblick des Engelchens, als ich es in die Hand nahm an Vieles. Daran, dass ich es in meine Truhe legen könnte in der die kleinen Geschenke verstaut sind die ich bei Gelegenheit einfach hervorzaubere. Oder an ein sehr schönes Gedicht, keines was nur zur Weihnachtszeit sehr schön ist.
Dabei dachte ich ein wenig darüber nach wann die Schutzengel wohl einen Augenblick wegsehen…Ich erinnere mich auch an die wilden Kindertage wo ich meinen Schutzengel bestimmt oft ein wenig zu sehr gefordert habe.( Heute auch noch, würde mein erwachsener Sohn sagen, denn ein kleines Bärchenauto ist nix für lange Reisen….)


In meinen Garten hat noch kein „Engelchen“ gefunden, jedenfalls nicht als Steinfigur, denn da mag ich die Feen, Elfen und die kleinen Meerjungfrauen lieber. In meiner Gedichtewelt aber um so mehr:

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten -
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Reiner Maria Rilke
Aus: Frühe Gedichte (Engellieder)


Sehr schön… nicht wahr?

Mittags zuhause angekommen erfahre ich, dass ein zweites schwach gewordenes Lebenslicht meiner „alten Familie“ in diesem Jahr heute erloschen ist. Loslassen können...
Ein Novembertag der der inneren Einkehr, der Erinnerung. Ein Tag, der die Lebenszeit und ihre Endlichkeit, und das was wirklich zählt bewusst macht. Noch bewusster, und dadurch um noch vieles wertvoller.
Alles hat seine Zeit…
Nachdenklicher Novemberabendgruß
m

05 November 2006

Und du erbst das Grün...

Gerade habe ich begonnen zur „Einstimmung“ auf die kommende Woche auf meinem Schreibtisch etwas Ordnung zu schaffen.( und lasse mich ein wenig ablenken indem ich nun schreibe...)
Da lagen noch genau zwei Jahreseinladungen zu meinen Gartentagen die sehr begehrt waren, denn sie hatten offensichtlich etwas Geheimnisvolles da ich die Briefe mit dunkelrotem Siegelwachs verschlossen hatte.
Dann fand ich noch ein letztes „Holundermagierezeptheftchen“ …auch gut, und vier Gedichtbändchen die zu meinem Gartentag: Gartenpoesie entstanden sind.
Diese Zeilen aus dem Stundenbuch Rilkes habe ich auch vorgelesen und ich erinnere mich noch an die stille Aufmerksamkeit meiner Zuhörer an diesem Gartensonntagnachmittag.
Genau so leise und einfühlend lese ich nun zum Ausklang des Ofenfeuerchenaufräumnabends:

Und du erbst das Grün
vergangner Gärten und das stille Blau
zerfallner Himmel.
Tau aus tausend Tagen,
die vielen Sommer, die die Sonnen sagen,
und lauter Frühlinge mit Glanz und Klagen
wie viele Briefe einer jungen Frau.
Du erbst die Herbste, die wie Prunkgewänder
in der Erinnerung von Dichtern liegen,
und alle Winter, wie verwaiste Länder,
scheinen sich leise an dich anzuschmiegen.
Du erbst Venedig und Kasan und Rom,
Florenz wird dein sein, der Pisaner Dom,
die Troïtzka Lawra und das Monastir,
das unter Kiews Gärten ein Gewirr
von Gängen bildet, dunkel und verschlungen, -
Moskau mit Glocken wie Erinnerungen, -
und Klang wird dein sein Geigen, Hörner, Zungen,
und jedes Lied, das tief genug erklungen,
wird an dir glänzen wie ein Edelstein.

Für dich nur schließen sich die Dichter ein
und sammeln Bilder, rauschende und reiche,
und gehn hinaus und reifen durch Vergleiche
und sind ihr ganzes Leben so allein...
Und Maler malen ihre Bilder nur,
damit du unvergänglich die Natur,
die du vergänglich schufst, zurückempfängst:
alles wird ewig. Sieh, das Weib ist längst
in der Madonna Lisa reif wie Wein;
es müsste nie ein Weib mehr sein,
denn Neues bringt kein neues Weib hinzu.
Die, welche bilden, sind wie du.
Sie wollen Ewigkeit. Sie sagen: Stein,
sei ewig. Und das heißt: sei dein!

Und auch, die lieben, sammeln für dich ein:
Sie sind die Dichter einer kurzen Stunde,
sie küssen einem ausdruckslosen Munde
ein Lächeln auf, als formten sie ihn schöner,
und bringen Lust und sind die Angewöhner
zu Schmerzen, welche erst erwachsen machen.
Sie bringen Leiden mit in ihrem Lachen,
Sehnsüchte, welche schlafen, und erwachen,
um aufzuweinen in der fremden Brust.
Sie häufen Rätselhaftes an und sterben,
wie Tiere sterben, ohne zu begreifen, -
aber sie werden vielleicht Enkel haben,
in denen ihre grünen Leben reifen;
durch diese wirst du jene Liebe erben,
die sie sich blind und wie im Schlafe gaben.

So fließt der Dinge Überfluss dir zu.
Und wie die obern Becken von Fontänen
beständig überströmen, wie von Strähnen
gelösten Haares, in die tiefste Schale, -
so fällt die Fülle dir in deine Tale,
wenn Dinge und Gedanken übergehn...

Aus: Das Stundenbuch
Das Buch von der Pilgerschaft

R.M.Rilke
Mit diesen Worten Rainer Maria Rilkes, dessen Dichtung ich sehr liebe, wünsche ich ihnen einen heimelig warmen Novembersonntagabend, und buntes, duftendes Herbstlaub der Vorfreude für den nächsten Herbsttag, auf alles was er bereit hält.
A presto
m

a p
m

02 November 2006

Bücher und ihre Welt...Teil 4

Ja, und wer mich nur ein ganz klein bisschen kennt( das reicht dafür schon…) der weiß auch, dass wohl einige Tage vergehen können in denen ich nicht unbedingt im weltweiten Netz herumtingeln muss aber wohl kaum ein Tag an dem ich nicht ein gutes Wort, ein Gedicht, eine Erzählung von zumindest einem meiner Lieblingsliteraten lese.

Hermann Hesse ist mir immer sehr nahe und ich kenne fast alle seine Werke. Eines habe ich mir noch aufgespart weil ich auf das "Zeichen" dieses zu lesen noch warte.
Heuer lese ich:
„Im Dienste der gemeinsamen Sache“
Hermann Hesse und der Suhrkamp Verlag
Herausgegeben von Regina Bucher und Wolfgang Schopf
Verlag Suhrkamo
„Oder sollen wir beide zusammen einen neuen Verlag anfangen?“
so schrieb Hermann Hesse an Peter Suhrkamp, 14. April 1950

Ein fruchtbares Zusammenspiel zwischen dem Literaten Hesse und Suhrkamp Verlag…

Nun hoffe ich, dass sie liebe Gartentagebuchleser ein wenig inspiriert worden sind, für das eine oder andere Buch und wünsche ihnen ein geruhsames Wochenende.
Für mich wünsche ich auch ein wenig mehr Ruhe... aber wie es aussieht wird das Wochenende eher spannend und aufregend.. ein Grund mehr dann auch zur stillen Stunde ein Büchlein neben sich zu wissen...
a presto
margit
a p
m

Bücher und ihre Welt...Teil 3


Das dritte Buch, das mich beeindruckt ist eines der „schwersten“ das ich jemals in den Händen hatte. Es kam mir in der letzen Woche angeflogen….. und landete mit einem Paukenschlag auf meinem Lesetischchen…484 Herzdankesgrüße von mir dafür… denn jede Seite dieses Bildbandes ist ein Genuss, ein umfassendes und sehr ansprechendes Gartenbildbandkunstwerk an dem ein Gartenmensch lange inspirative Abende am Ofenfeuerchen verbringen kann. Für mich ist es auch immer wieder ein Stückchen Traumwelt, die Schlossgärten zu sehen.. und mir auszumalen wie es wohl wäre wenn man mir eine große Wiese überlassen würde und einige Tausend Schottische Zaunrosen…

Gartenkunst in Europa
Von der Antike bis zur Gegenwart

Ehrenfried Kluckert
Erschienen bei: Könemann

Bücher und ihre Welt ...Teil 2

Gestern Nachmittag musste ich ein wenig nachdenklich sein, denn mein jüngerer Sohn( ich darf nicht mehr „klein“ schreiben, denn er wird 14 und da ist man doch fast schon ein Mann…) hat ein Buch gelesen, in 2 Tagen über 400 Seiten und die Geschichte endete sehr traurig, denn der Junge von dem so einfühlsam erzählt wird stirbt am Ende einen gewaltsamen Tod. Jonas war sehr traurig, denn die Gestalten in den Büchern werden ja für die Leser lebendig.
Ich war wirklich bestürzt über seine Reaktion denn im Grunde möchte ich natürlich selbst gerne Bücher die auch ein gutes Ende finden. Natürlich weiß ich auch um die vielen Probleme, gerade die der Jugendlichen in unserer oftmals gefühlskalten schnelllebigen Welt. Aber gestern Nachmittag hab ich mich dann gefragt ob es nicht auch wünschenswert wäre wenn man noch mehr einfach „schöne“ gute, hoffnungsfrohe, positive, fröhliche Bücher für die jungen Menschen schreiben würde. Bücher in denen die Musik der Sprache zusammen mit einem wundersam guten Gefühl beim Lesen harmoniert. Jonas möchte nun das nächste Buch lesen: es geht dabei um die Probleme der Umweltverschmutzung…mal sehen was er dazu sagt…Als absoluter Vielleser bin ich immer auf sein Urteil gespannt.


Ich jedoch gerade ein ganz bezauberndes Kinderbuch gelesen. Eines das wundervoll zum Vorlesen eignet, weil es zum einen immer spannend ist, auch etwas informativ und dabei so voller schöner Bilder, schöner Sprache und Einfühlsamkeit für Kinder. Es ist ein Buch, dass den Kindern eine geballte Ladung Kraft, ein ganz neues Selbstvertrauen gibt. Ich mag es sehr.
Hier hat Kirsten Boie neben allen anderen Büchern die sie schon herausgebracht hat wohl eines ihrer schönsten geschrieben.( Kirsten Boie`s Bücher mag ich alle sehr… Bücher die die Kinder ernst nehmen und immer positive Kraft wecken…)
Es heißt:
Der kleine Ritter Trenk geschrieben von Kirsten Boie
Erschienen bei Oetinger.
Für alle großen und kleinen Kinder so ab 5 Jahren…farbig illustriert mit wirklich verzauberten Zeichnungen von. Barbara Scholz . Einfach schööööööön!
Mehr wird nicht verraten. Lesen! Und dann verschenken!

Bücher und ihre Welt...Teil 1

Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geiste erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte.Das meinte mein alter sehr verehrter Hesse und wenn ich richtig darüber nachdenke so hat er wohl Recht.


Kennen sie den Zeichner Sempè ?
Er hat z. B die umwerfend lustigen Illustrationen im kleinen Nick gezeichnet. (dass sie in den Kleinen Nick kennen, weiß ich…)
Neulich also fiel mir „Sempè: Für Gartenfreunde in die Hände. Ein witziges freches entzückendes Büchlein, das uns Gartenfreunden einen ungeheuren Spaß machen kann, wenn man die Zeichnungen ganz genüsslich auf sich wirken lässt.
Als kleines Geschenk für Gartenfreunde unbedingt empfehlenswert. Nein, ich denke es macht allen Leuten mit Sinn für feinen Humor eine Freude.
Sempè Für Gartenfreunde ist bei Diogenes erschienen, der auch noch andere wundervolle Geschenkbüchlein der besten Zeichner der Welt verlegt hat.

01 November 2006

Samain...

Gestern habe ich also die letzten Vorbereitungen getroffen um vor dem Allerheiligenfest zur Ruhe zu kommen und die Magie der Nacht auf mich wirken zu lassen.
Ich habe ganz intuitiv auf die nun anbrechende dunkle Jahreszeit hingearbeitet und heute kam zusammen mit den Novembernebeln die Muse zurück ein wenig zu schreiben und Alles „Sein“ zu lassen.. innere Ausgeglichenheit zu finden und auf die Stimmen der Stürme zu hören die mir an meinem Dachfenster ihre Geschichten erzählen…
Der Garten ist nun „winterfest“ (...)…die letzen sonnenwarmen Tage waren eine Offenbarung und ich habe jede Stunde in mir aufbewahrt weil es hinreichen sollte bis die Sonne zrückkommt.. ( ein„Sonnenbad“ Ende Oktober ist eine Seltenheit hier am Katzenbuckel…)
Das Füllhorn der Herbstgeschenke ist angenommen und ich bin sehr dankbar, dass ich die Ausdauer hatte jeder Frucht auch die Aufmerksamkeit zu zollen die ihr gebührt ( siehe Kindheitsbauerhofzeiten…)
Wie sagte mein „Söhnchen“: Nun, hör doch mal auf… du kannst ja ganz Katzenbach mit Apfelmus und Zwetschgenmarmelade und… und… und… versorgen…( und das sagt gerade er, der zu jeder passenden Gelegenheit ein „Gläschen“ auslöffelt)

Soeben habe ich auch die eine oder andere mir bekannte Internetseite mal wieder besucht. Und dabei, just in diesen Minuten, fand ich ein Gedicht…. Es mutet mir so an, als ob ich dieses Gedicht in einer anderen Zeit auf meinem Nachttisch fand, es las und ein wenig dabei weinte… weil es so sehr schön und tiefgründig war,für mich, damals in dieser Anderswelt…
Oder es ist ganz einfach so, dass die Feen, die Zauberer, der schwarze Gott Samain, dessen Herrschaft heute beginnt ihre spielerischen Nebel verhangenen Spuk-Hexereien auf mich walten lassen...So wird es sein.
Also: Die Zeit des Rückzuges, die Reise in die Tiefen des eigenen Wesens hat begonnen.
Ich wünsche allen für dieses Abenteuer einen samtweichen Mantel der Geborgenheit und der Nähe. Der Nähe mit allen Sinnen… sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen…und Alles was die Götter für uns in den „Zwischenräumen“ der Sinne bereit halten.
Aller- Heiligen -Gruß
a p
m

Tagebuchblätter...

Die letzen Tage, ja Wochen, die mit so vielfältigen Arbeiten erfüllt waren, habe ich oft über meine „Zeit“ nachgedacht.
Manchmal dachte ich auch mahnend an das kleine Mädchen Momo und an einen Eintrag eines Freundes in diesem Buch. Dann war ich aber wieder beruhigt denn in dieser wunderschönen Geschichte geht es ja um die „grauen Herren“ die die Menschen veranlassen immer mehr Zeit zu sparen, und damit machen sie ihr Dasein immer ärmer und hastiger und werden immer lebloser.
Nein, Zeit gespart habe ich nicht… denn wenn ich auch keine Tagebuchblätter dieses Tagebuches gefüllt habe, so doch die bunten Blätter der Lebenstage und dafür habe ich mir sehr viel Zeit gegönnt und das hat mich eher reicher und viel lebendiger gemacht.
(Vielleicht ist es aber mit dem Tagebuch auch so, dass es wie ein gutes verheißungsvolles Buch einfach auf genau den „Zeitpunkt“ wartet wo man es in die Hand nimmt und es zu lesen beginnt…)
Ich habe:
Eingesammelt, eingekocht, kreiert, gebacken, probiert inspiriert…
dann
überlegt, gezeichnet, ausradiert…wieder gezeichnet…angemalt, geschrieben, gesprochen erklärt überzeugt… gefreut…
ausgegraben, eingegraben, zusammengerecht, in die Zukunft gedacht… gelacht
saubergemacht, eingeräumt aufgeräumt und dabei geträumt...
spazieren gegangen, über Wiesen gelaufen in Wäldern versunken… Most getrunken
Bücher gelesen, Feuer gemacht und dabei an Freunde gedacht…Besuche gemacht Einige…
und viele Tage lang den Laptop aufgeklappt und sogleich wieder zugemacht...nachgedacht was meine „Zeit“ mit mir macht.
aber heute...endlich nach einigen Wochen...aufgeklappt, auch angemacht( hochgefahren... wie es auf PC-Deutsch heißt...)...und wieder nachgedacht.
a presto
m